Liebe steckt in allem, keine Liebe bedeutet alles. Wie kannst Du behaupten, dass es keine Liebe gibt, wenn nichts als die Liebe existiert? Alles was Du siehst, entsteht durch die Liebe. Alles glänzt durch die Liebe, alles pulsiert durch die Liebe. Alles bleibt in Bewegung durch die Liebe – Nein, noch einmal – alles ist Liebe!! 

Geschrieben von Fakhruddin Araqi  

LIVE AUS DEM TODESTRAKT TEXAS - REALITÄTSCHECK

Ich kam aus Houston Texas, lebte in der Bloodly 5th (Kosenamen) – ein Ort, wo Drogen verkauft wurden und ein Leben nicht einen Heller wert war. Ein Dealer zu sein, war eine Art, in diesem Ghetto zu überleben. Jede Stadt oder jeder ländliche Ort hat nun mal ein Ghetto, und das eine  ist schlimmer als das andere. Im Leben muss jeder eine Entscheidung treffen, um in dieser ungerechten Welt zu überleben. Ein Gangsterleben ist nicht immer die Antwort auf alle Probleme; es birgt nur mehr Probleme unter unseren eigenen Leuten, eben die Menschen, die in dieser Welt – egal welche Rasse, Hautfarbe oder Glauben – leben.

Dieses kurze Schreiben ist der Versuch, andere junge Menschen in dieser Welt zu erreichen. Ich bekommt keinen roten Heller hierfür, aber ich bin ein BRUDER, der versucht, andere junge Menschen zu erreichen und der Welt etwas zurückzugeben, da ich der Menschheit eine Menge schulde. Ich habe Neffen und Nichten und möchte, dass sie wissen – Ihr Onkel hat sich innerhalb dieser Welt verändert.

Ich endete im Todestrakt, weil ich ein Gangster sein wollte. Ich war überwältigt vom Lebensstil eines Gangsters. Ich wollte im Leben alles was schnelles und einfaches Geld machte, und für den Lebensunterhalt arbeiten wollte ich überhaupt nicht. Ich wollte rauben, stehlen, betrügen, Leute hintergehen und Menschen um ihr hart erarbeitetes Geld bringen. Ich dachte, das ist meine Welt und ich kann in ihr tun und lassen, was mir gefällt ohne an andere zu denken. Eigentlich glaubte ich nicht einmal im geringsten daran, jemals erwischt zu werden. Mein Leben änderte sich im Nu am 04. July 1985. Ich raubte einen Mann aus. Mein einziger Gedanke war, sein Geld zu bekommen, nicht mehr und nicht weniger, aber der Mann starb an einem fatalen Gewehrschuss. Ich hatte nie vor, jemanden zu töten, aber die Dinge liefen mir aus der Hand. Ich sage wahrhaftig, dass es ein Unfall war, jedoch sahen die 12 Geschworenen in mir einen kaltblütigen Killer, der sterben sollte.

Aber trotz des Stempels, den mir der Staat aufdrückt, weiß ich aus der Tiefe meines Herzens, dass ich kein Killer bin, sondern ein menschliches Wesen, das einen Fehler im Alter von 17 Jahren gemacht hat.  Ich kann das Leben jetzt erst, wo ich im Todestrakt bin, auskosten. Ja, ich bin dem System und der Ungerechtigkeit gegenüber sehr verbittert, aber ich versuche, positiv im Leben zu bleiben, trotzdem ich weiß, dass alles gegen mich spricht.

Schau, wir sind alle in der selben Situation, die Schwierigkeiten existieren für all Euch jungen Menschen genauso wie für mich, denn das System will Euch ebenfalls im seinen Gefängnissen haben und dann den Schlüssel wegwerfen, aber ich möchte ein wenig Ausgleich schaffen. Ich mache mir Sorgen über Euch, denn Ihr seid unsere Zukunft. Ich höre nicht gerne in den Nachrichten, dass wieder ein junger Mensch in den Todestrakt kommt, weil er jemanden umgebracht oder ausgeraubt hat, es ist einfach nicht fair, dass ich auf meinem Hintern sitze und dir nicht die Realität vor Augen halte. Man kann den Menschen, die im Todestrakt sitzen, in die Augen sehen und erkennen, dass sie Angst haben. Keine Angst vor dem Sterben – jedoch Angst davor, seine Lieben, die Angehörigen und die Familie darauf vorzubereiten, was jetzt im Leben aller passiert, denn das Leben verändert sich für alle, wenn einer von ihnen in den Todestrakt kommt.

Die Freunde, von denen du geglaubt hast, dass du sie hast, sind auf einmal nicht mehr da, und auf einmal bettelst du nach der Liebe der Familie – einmal ein Brief hier und dann einer da – ein Besuch hier und da – das sind auf einmal die Dinge, die extrem wichtig im Gefängnis werden. Diese Dinge helfen dir dabei, stark zu bleiben, denn ohne die Liebe und Unterstützung der Außenwelt wird das Leben sinnlos, und der Mensch versucht, ohne darüber nachzudenken, sich das Leben zu nehmen oder wird einfach nur verrückt oder geknickt wie ein doppelläufiges Gewehr. Jemand ist in einem Käfig 23 Stunden (je nach seiner Einstufung) am Tag eingesperrt. Du wirst wie wertloser Müll behandelt und nicht wie ein menschliches Wesen. Wenn du hinter diesen Mauern des Todestraktes sitzt, bist du in den Augen der meisten, die in dieser Einrichtung arbeiten, wertlos, und nur die ganz Starken überleben hier, denn es ist mehr ein mentales als ein physisches Problem. Wenn jemand das Leben hinter diesen Gefängnismauern schätzen kann, wirst du vielleicht denken, dass es so schwer nicht sein kann, aber das Leben im Todestrakt ist extrem schwer für jedermann; jemand erzählt Dir möglicherweise eine andere Geschichte, aber ich erzähle Dir die Wahrheit!!

Die Dinge, die du hast, sind es wert, dafür zu arbeiten; alles andere ist nicht der richtige Weg, um im Leben Dinge zu bekommen und wenn du den Wunsch hast zu rauben, stehlen, morden u.s.w., wird es Dich Deine Freiheit kosten, und dann bist Du in der selben Situation wie ich. Ich lasse Dich die Wahrheit sehen!

Ich könnte Dir dies und das erzählen, aber das ist nicht nötig – lese einfach meine Worte, denn ich möchte Dich die Kraft meiner Worte spüren lassen, die ich geschrieben habe, denn es ist ganz einfach die Realität, nicht mehr und nicht weniger. Jedes Leben ist wertvoll, auch Deines. Wenn ich nur ein junges Leben retten kann, indem ich diesen Brief schreibe, fühle ich, dass ich meine Arbeit gut gemacht habe, denn Ihr jungen Menschen seid unsere Zukunft. Dies handelt nicht von mir oder anderen Dingen, hier geht es um Dich!

Geh mal in Dein Zimmer und schließe dich für eine ganze Woche ein. Komme aus der Schule und direkt in Dein Zimmer, keine Freunde, kein Fernsehen, kein Telefon, nur Dein Radio, kein CD-Spieler, keinen Computer, nur eine normale Schreibmaschine, ein wenig Essen und die drei Mahlzeiten am Tag. Nachdem Du das getan hast, frage Dich, ob Dir das wahrhaftig für die nächsten 6 oder 7 oder 8 Jahre tagtäglich tun könntest? Und das auch nur, wenn du im Level 1 bist, welcher die meisten Privilegien im Todestrakt hat. Oh, ich vergaß, dass Du 1 Stunde täglich in deinen Hinterhof rausgehen kannst- und zwar ganz alleine – das hört sich doch wie eine ganze Menge Spaß an – oder? Das ist die Realität im Todestrakt und überhaupt kein Spiel, Dein Leben ist jeden Tag genau geplant, und der Tod ist so wirklich, wie die Luft, die Du einatmest, glaube mir, es ist kein Zuckerschlecken.

Wenn mich jemand erreichen möchte, dann kannst Du es durch diese Adresse:

Jimmy Jackson #000835  

Lebe einen Tag nach dem nächsten, denn ein Morgen ist niemals versprochen

Denn die meisten von uns denken, dass das Leben selbstverständlich ist; und doch bemerken sie nicht, wie wertvoll das Leben ist, bis wir der Tatsache gegenüber stehen!!

Trotzdem ich lebe/existiere innerhalb der Wände des Todes, lebe/existiere ich dennoch, denn ich lebe für diesen wertvollen Moment, da ich wahrhaftig weiß, dass ein Morgen nicht sicher ist für keinen von uns. Und dennoch weiß ich, dass das ein Fakt ist, denke ich nie darüber nach, denn ohne eine Zweifel weiß ich, wenn meine Zeit gekommen ist, meinen Schöpfer gegenüber zu stehen, kann keiner in dieser ungerechten Welt mir helfen.

Mein Grund für dieses Schreiben ist, dass ich Euch alle darauf aufmerksam machen möchte, dass der Tod echt ist/ ein einziger Moment um mit Freunden Kontakt aufzunehmen, mit einem lieben Menschen u.s.w.. Und im nächsten Moment liegst du leblos am Boden und ich bin kein religiöser Mensch, und verstehe dennoch, dass da etwas Mächtigeres innerhalb dieses Universums ist, als die Menschheit selbst. Ich gehe so oft auf die Knie und danke dem Herrn dafür, dass ich einen neuen und wunderbaren Tag erleben darf.

CALVIN MCGEE AKA KB hat uns am 01. Februar 2004 verlassen. Ich kenne nicht die genauen Umstände seines Todes, aber ich denke, dass es ein Herzinfarkt war. Ich lebte/existierte im gleichen Trakt, indem er war. Er lebte in der Reihe 1 und ich in der Reihe 2. KB war/ist ein Mensch, den man mögen musste. Er hatte immer ein Lächeln in seinem liebenswerten Gesicht und er machte gerne Witze mit uns allen. Er war ein sehr respektvoller Mensch mit einer menge Stolz, Würde und Prinzipien für sich selbst. Er dachte immer, er müsse die Welt verbesstern durch seinen christlichen Glauben. Er war immer bereit, jedermann zu helfen und gab alles, jemandem zu helfen, der Hilfe brauchte. Er war nie ein Egoist und das machte ihn zu einem besonderen Menschen. KB, du wirst vermisst, und ich schätze die Diskussionen, die wir geführt haben, in denen du mich einiges gelehrt hast, kleiner Brunder.

KB, du hast diese Welt auf eine großartige Art verlassen, denn diese blutrünstige Einrichtung konnte dich nicht festschnallen wie ein Tier um dich ebenfalls umzubringen. Wenn ich diese Welt verlassen muss, so hoffe ich inständig, dass unser Schöpfer mein Leben ebenfalls auf natürlichem Wege auslöscht.

Zum Schluss möchte ich, dass seine ganze Familie weiß, dass er ein wunderbarer Mensch war, und er wird nicht vergessen. Mein ganzer Respekt geht an Euch alle. Wir denken an Dich KB!!!!

BIN ICH EIN MENSCH?

Ich existiere innerhalb der Wände des Todes, meine starke Stimme hört sich an wie die eines Babies, das nach der Flasche schreit; keener weiß, dass das Baby Hunger hat, nicht einmal seine Mutter. Denn sie hat keine Ahnung, dass das Baby hungrig ist und weint.

Ich bin genau dieses Baby, das innerhalb der Wände des Todes existiert, aber ich schreie nach Menschlichkeit und dass jemand weiß, dass ich atme – genau wie du, schlafe wie du, lache wie du! Und trotzdem ich innerhalb dieser unmenschlichen, rassistischen, sadistischen und bösen Welt existiere, bin ich nicht leblos! Nur weil ich geraubt habe, macht das mein Leben nicht lebenswert und weniger wert als menschlich? Ich habe gestohlen; macht mich das leblos, weniger als einen Menschen? Ich habe Drogen verkauft; macht mich das leblos, weniger als menschlich? Ich war ein männlicher Prostituierter; macht mich das leblos, weniger als menschlich? Weil ich getötet habe, macht mich das leblos, weniger als menschlich?

Persönlich kenne ich deine Antworten auf die oben gestellten Fragen nicht, aber dennoch bin ich ein Mensch und nichts kann das ändern und mich unmenschlich machen. Denn wir haben alle gesündigt und den Herrn um Vergebung gebeten und nur der Herr und Schöpfer hat die Macht, Leben zu geben und auch zu nehmen. Kein menschliches Wesen hat dazu ein Recht. Wenn einer der Beamten, Schweine, mich ansieht, die meisten lächeln mir ins Gesicht, aber hinter meinem Rücken reden sie übles Zeug über mich, wissen sie dennoch, dass meine Einstellung die eines Kriegers ist. Ich habe die Mentalität eines Zulu Kriegers, und die gibt mir die Kraft, mich zu Höherem zu entwickeln.

Ich war ein Kind, als ich wegen Mordes im zarten Alter von 17 verurteilt wurde, und ich war dann ein Mensch und bin es noch heute. Ich habe mich vom Kind zum Mann entwickelt und kann heute verstehen wie diese Einrichtung gegen alle, ob sie nun weiß, schwarz, braun, gelb u.s.w. sind. Unsere Stimmen müssen gehört werden!

Wir sind existente, menschliche Wesen im Todestrakt, und wir brauchen Liebe, Fürsorge und Verständnis. Da ich nur innerhalb dieser Wände des Todes existiere, lebe ich durch meinen Pinselstrich. Beurteile niemals einen Autor für den Buchumschlag. Öffne das Buch und lese seine Worte, denn ich möchte, dass meine Worte auf immer einen Eindruck bei dir hinterlassen, denn ich bin ein Mensch wie du. Ich möchte, dass du in meine Welt eintrittst und mir erlaubst, ich Jimmy Jackson, dich auf eine Reise von Mitgefühl, eine Reise der Liebe, eine Reise des Lebens und vor allem eine Reise von Menschlichkeit mitzunehmen.

Denn niemand kann dir etwas über mich erzählen als nur ich selbst, denn die meisten kennen mich nicht, außer meine Familie! Die meisten kennen nicht einmal meinen richtigen Namen, denn er ist nicht Jimmy Jackson (Jimmy Jackson ist ein Alias-Name). Wenn jemand Interesse daran hat, mir zu schreiben, kann man das an diese Adresse:

Jimmy Jackson #000835

Polunsky Unit

3872 FM 350 South

Livingston TX 77351

U.S.A.

März 2005